Lauf des Lebens

Das Nur-zwei-Ziffern-Datum, der 22.02.2020, war der Premierentag für das spannende Themenprojekt „Lauf des Lebens“, mit Magdalena Ceple, Cello, Jelizaveta Vasiljeva, Klavier, Heidi Züger, Lesung, Fabian Brüder, Moderation und genauer betrachtet auch mit „Apostel Petrus“, Wettergott, Bühnenbild und Effekte.
Das in Kooperation mit der Ev.-Ref. Kirche Lübeck veranstaltete und von der WEILAND Kulturstiftung geförderte Gesprächskonzert löste in dem trotz des stürmischen und regnerischen Wetters gut gefüllten Kirchensaal nach dem letzten Konzertton und zunächst totaler Stille einen lang anhaltenden Beifallssturm aus. Auch durch die akustische Wiederholung des natürlichen Donnergrollens mit dem Trommeln der Füße auf den Holzplanken des Kirchenbodens wurde die Veranstaltung zum Ereignis, das wohl lange in der Erinnerung bleiben wird.

Ein Besucher aus Neustadt schickte uns mit Augenzwinkern dazu folgende Wertung als Sprachnachricht: „Mehr als genial war, dass Sie auch die Natur eingebunden haben! Erstens den ständigen Wind, der die Flöte einbrachte, dann das Gewitter, das mit Blitz, Donner, Starkregen und sogar Hagel zum Staunen beitrug. Das soll mal jemand nachmachen, dass die Natur durch den Veranstalter so beeinflusst wird, gerade bei einem solchen Thema, taktgenau mitzuwirken!“

 

Diese Besonderheit wird auch im Nachbericht der Lübecker Nachrichten vom 25.02.2020 wunderschön beschrieben:

Lübecker Nachrichten vom 25.02.2020
Lübecker Nachrichten vom 25.02.2020

Lübeck. Am Sonnabend fand in der Reformierten Kirche unter dem Titel „Lauf des Lebens“ ein tiefsinniges Themenkonzert der Lübecker Agentur music@cetera statt, die in moderierten Themenveranstaltungen in Wort und Musik Denkanstöße vermittelt. An diesem Abend standen Fragen und unausfechtbare Kämpfe des menschlichen Daseins im Mittelpunkt.

Während der Wind um die Kirche pfiff, schilderten zarte Kompositionen von Pärt und Schumann für Cello und Klavier den Beginn des Lebens in der Geburt, ein neckischer Marsch von Prokofjev die Possen der Kindheit und das düstere „Arnyak“ von Kurtág die ersten Wirren der Jugend. Die Schauspielerin Heidi Züger rezitierte vorwiegend romantische Gedichte und bewirkte mit ihrer Stimme, dass die Verse als gleichberechtigter Kontrapunkt eine Symbiose mit der Musik eingingen, anstatt als bloßes illustratives Beiwerk zu dienen. Pastor Fabian Brüder leitete in kurzen, freien Statements zu den jeweils neuen Schwerpunkten über, die von den Auf- und Abschwüngen der ersten Liebe, der Verzweiflung angesichts innerer Konflikte und der Versöhnung mit sich selbst und der eigenen Endlichkeit handelten.

Magdalena Ceple spielte die solistischen Partien am Cello mit großer Virtuosität. Besonders begeistert war das Publikum von der Cellosonate von Frank Bridge. Jelizaveta Vasiljeva gestaltete den Klavierpart mit großer Hingabe und Feingefühl.

Mit dem Fortschreiten des Sturms vor den Fenstern offenbarte sich die Fragilität der letzten Stufen im Leben, das sphärische Werk „Silber Meer“ von Eschenvalds bestand gegen das Donnergrollen, und zuletzt behauptete sich der 3. Satz aus Bachs Gambensonate in G-Dur als Sinnbild für den Eingang in die Ewigkeit mit leiser Stimme gegen die Schauer, die an die Scheiben drückten. Diese selten eindrückliche Konstellation von Naturgewalt und tiefer menschlicher Leidenschaft machte das Konzert zum eindrücklichen Erlebnis, das vielleicht für die älteren Besucher ein Rückblick war, so wie es für die Jüngeren einen Ausblick gewährte. Jakob Rieke

Heidi Züger
Heidi Züger (Foto: Alex Lipp)
Fabian Brüder
Fabian Brüder (Foto: Fabian Brüder)

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