War‘s erst gestern?

War‘s erst gestern?

Oder für immer? Und wie lange war das? Aber jetzt zurück im höheren Stockwerk schweift der Blick von der Dachterrasse über gewohnte, verwöhnte und immer wieder verschönte Bilder nach draußen. Die Sonne kündigt den neuen Tag noch etwas zaghaft an. Es ist hier in Lübeck noch wärmer als in Güstrow geworden. In mir rumort aus hitzeschlafgestörter Nacht eine gewisse Sehnsucht nach einem heftigen Unwetter – mit bittendem Blick auf die sieben hohen Kirchtürme ringsum. Es sieht irgendwie verändert aus, da draußen. Das gleiche Sehen, am noch sehr frühen Morgen, ganz klar, eigentlich dieselben Bilder – und dennoch anders!

Das Schauen in die gewohnte Welt scheint eine Weile im Nichts zu verweilen. Wie in Zeitlupe tasten sich die Augen und Ohren ins lange Vertraute, in das erwachende Licht und die ersten Großstadtgeräusche des Tages hinein. Fast so, als würden die Augenblicke auf der Stelle stehen! Sie geben den Gedanken wohl die notwendige Zeit, Erlebtes zu verarbeiten – für erweitertes Wahrnehmen im Alltag.

Der Blick nach draußen wird zum Blick nach innen! Entschleunigt durch Erinnerungen an ein außergewöhnliches Zusammen-Ereignis, mit hochgesteckten und mehr als nur erreichten Zielen. Es sind Gefühle und neues Wissen. Es sind Gedanken voller Demut und Dankbarkeit, auch für alle, die das Vorhaben für die jungen Teilnehmenden so großzügig unterstützt und organisatorisch ermöglicht haben! Die Veränderung ist in uns, mit neuen Plänen!

Wir haben in der gestreckten Zeitlosigkeit der Sommerakademie „Solidarität und Verantwortung“ Etliches erfahren und lernen dürfen – und wenn es vorab konkrete Erwartungen gab, dann erleben wir unsere Erinnerungen nun als köstliches Dessert – mit den pulsierenden Stimmigkeiten im Akademie-Programm, mit den wortstarken Argumenten in beeindruckenden Diskussionen, mit den lächelnden Stimmen und den Botschaften der bewundernswert Vortragenden, mit den stimmungsgeladenen Essens- und Feierabendzeiten, mit dem Stimmengewirr der stolzen Barlach-Stadt, den Besichtigungen, bis zu den i-tüpfelnden musikalischen Vorträgen an zwei sommerlichen Abenden und natürlich besonders auch – den nun eventuell wehmütigen Stimmungslagen in uns selbst. Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

 

Mit sehr herzlichen Grüßen und Wünschen
und Dankeschön dafür, so etwas trotz COVID-19
mit neuen Kontakten überhaupt erfahren zu dürfen!
Peter Wilckens

Sommerakademie in Güstrow
Teilnehmende während eines Vortrages von Prof. Dr. Barbara Zehnpfennig

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